Das Oeffnen eines Kontrabasses

Den Korpus eines Kontrabasses zu Oeffnen ist manchmal leider nicht zu umgehen. Schwere Beschädigungen oder der Austausch eines ermüdeten Bassbalkens können unter anderem ein Grund sein, wieso ein Oeffnen der Schachtel nötig wird.

In diesem speziellen Fall lagen gleich mehrere Gründe vor: abgelöste Traversen vom flachen Rücken, unzählige und sehr versplitterte Zargenrisse, verpilzte und abgelöste Verleimungen an den Eckklötzen und am Unterklotz, fehlender Oberklotz und ein abgerissenes Oberblatt.

Da die Beschädigungen am Rücken weit erheblicher waren als an der Decke, entschied ich mich zum Ablösen des Rückens. Der harte Ahorn hält den Belastungen dieser Prozedur weitaus leichter stand als das weiche und zerbrechliche Fichtenholz der Decke.

Mit einem Spezialwerkzeug wird die Naht aufgedrängt. Ein gutes Gehör ist hier ein Muss, verrät doch das feine Knistern des brechenden Leimes die korrekte Position des Werkzeuges. Muskulatur und Geduld werden auf eine harte Probe gestellt, bis die Arbeit endlich vollbracht ist.

Doch auch nach 40 Jahren Berufserfahrung ist es immer noch ein erhebender Moment, wenn man den Rücken oder die Decke vom Zargenkranz hebt und das Innere des Basses ins Licht der Lampe rückt. Der Bass gibt seine Geheimnisse preis und oeffnet den Blick in sein Innerstes.

Alte Reparaturen, der Staub von Jahrhunderten, ein Fetzen einer Zeitung mit alter Schrift, Kolophonsplitter, Fragmente von Darmsaiten und Streifen alter Leinwand, wohl von einer Zargenreparatur abgefallen. Jeder dieser Teile erzählt seine Geschichte, die auch ein Teil der Geschichte dieses Kontrabasses ist.

Deutlich zu sehen sind die abgelösten Traversen. Die ewigen Vibrationen und die trockene Luft haben den Leim versprödet und der Halt ging irgendwann verloren.

Zudem ist die Traverse quer zum Holzverlauf des Rückens verleimt und diese Versperrung kann dem natürlichen Schwinden und Quellen des Holzes unmöglich ewig standhalten.

Im Holz dieses Basses findet sich auch immer wieder Wurmfrass. Ich mache sicher noch eine genaue Liste aller Beschädigungen. Doch was jetzt schon klar ist, wir beide werden noch lange zusammenarbeiten, dieser schöne alte Bass und ich, der alte Reparateur…….

In diesem Sinne, bis gleich wieder mal hier auf meinem Blog

Giorgio Pianzola, Geigenbauer

© Copyright Text und alle Fotos, Giorgio Pianzola Bern 2024

Veröffentlicht unter Kontrabässe, Reparatur, Restauration, Werkstatt | Verschlagwortet mit , , , | Kommentare deaktiviert für Das Oeffnen eines Kontrabasses

Alles Gute im Neuen Jahr 2024

Liebe Bassisten, die Musik ist eine wunderbare Sprache, die in jedem Winkel unserer Erde, ja ich glaube sogar, in jedem noch so entfernten Ort des gesammten Universums verstanden wird. Jede Kultur und jeder Stamm mag ihre Eigenheiten im Ausdruck der Musik haben, aber letztendlich sind es überall die gleichen Schwingungen, die unser Herz berühren.

Auch die Grenzen zwischen den Stilen verschwinden immer mehr. Viele Musiker beherrschen nun verschiedene Stile und bewegen sich mit traumwandlerischen Virtuosität über die vielen Facetten der Musik. Denn das verbindet alle Völker dieser Erde: die Freude an der Musik!

Die Pandemie scheint vorbei, die Musiker können wieder auftreten und viele Künstler haben die Zwangspause dazu benutzt, neue Programme zu erarbeiten und lang gehegte Ideen zu verwirklichen. Man spürt die Aufbruchstimmung und ich hoffe sehr, dass kein Krieg, keine Naturkatastrophe und keine moralische Empörung diese positiven Energien zu bremsen vermag.


Meine Weihnachtskarte ziert dieses Jahr ein prächtiger Kontrabass meiner «Doveria» Linie. Gebaut nach den Plänen des berühmten altitalienischen Meisters «Carlo Guiseppe Testore» besticht er vorallem durch seinen satten Ton bei grazilen Abmessungen. Die schlanke Taille und die elegante Violinform sind einzigartig im italienischen Geigenbau. Der Lack ist ganz bewusst in den hellen Bernsteintönen gehalten und erinnert auch da an diesen talentierten Meister. Ein Genuss für Ohr und Auge…

Mit diesem schönen Kontrabass grüsse ich Alle herzlich und wünsche Allen eine fröhliche Weihnacht und ein gutes neues und gesundes Jahr….

Bis gleich wieder mal hier auf meinem Blog….
Giorgio Pianzola, Geigenbauer

© copyright Text und Foto, Giorgio Pianzola, Bern 2023

Veröffentlicht unter In eigener Sache, Kontrabässe, Uncategorized | Verschlagwortet mit , , , | Kommentare deaktiviert für Alles Gute im Neuen Jahr 2024

Saitenwechsel jetzt !!!

Neue Besen kehren gut ! Diese alte Volksweisheit trifft auch auf Saiten zu. Kaum einfacher als mit einem Saitenwechsel lässt sich der Sound und die Bespielbarkeit eines Kontrabasses nicht verbessern als mit dieser einfachen Aktion.
Denn der stete Saitenzug plus Schmutz und Fett setzen der Saite stark zu und zerstören alle Brillianz, bis nur ein stumpfer Sound übrigbleibt, der jeden noch so schönen Kontrabass wie eine Kartonschachtel tönen lässt.
Umso erstaunter ist man, wenn die neuen Saiten aufgezogen sind und derselbe Bass schlagartig wieder crispe Höhen, knurrige Mitten und fundamentale Bässe liefert. Leider nimmt dieser satte Sound vom ersten Tag an schleichend ab, bis er nach etwa einem Jahr wieder an die besagte Kartonschachtel erinnert.

Um diese Qualität so lange wie nur möglich zu erhalten, ist höchste Sauberkeit oberstes Gebot. Denn der Dreck lagert sich schnell ab.
Auf dem ersten Bild sieht man das Griffbrett in der halben Lage mit den typischen bogenförmigen Schmutzspuren, die dort entstehen, wo die Finger nicht mehr auf die Saiten drücken. Dieser Belag kann im Extremfall bis zu Millimeter Stärke anwachsen.

Auf dem zweiten Bild sieht man einen Pilz, der zwischen den Wicklungen herauswächst. Dieser Pilz ist ein Zeichen mangelnder Hygiene und ist gesundheitsschädlich. Diese Saiten wurden schon lange nicht mehr abgewischt. Der gesammte Bass war schmutzstarrend und es hätte mich zutiefst angewidert, dieses Instrument zu spielen.


Doch nicht nur Schmutz beeinträchtigen den Klang der Saiten. Auch der gefürchtete Saitenknick auf dem Steg hat einen dämpfenden Einfluss. Da der Steg sehr exponiert ist, kommt es immer wieder zu Zusammenstössen mit Hindernissen und nicht selten werden die Saiten dabei völlig gequetscht.

Um einen guten Sound und eine leichte Bespielbarkeit zu erhalten ist Folgendes zu beachten:
Nach jedem Spiel müssen die Saiten und das Griffbrett wie auch die Rückseite des Halses abgewischt werden. Am Besten verwendet man einen Bogen Küchenpapier. Es ist stark saugend und man kann es mit einem Saitereiniger ( z.B. von Petz, auf meiner Website ) tränken. Man legt das feuchte Tuch um jede Saite und führt es zuerst über die Griffbrettlänge. Die Saite und das Griffbrett müssen gründlich gereinigt werden.
Erst am Schluss reinigt man die Saiten zwischen Griffbrett und Steg, da dort vielfach Kolofon abgelagert ist, dessen Spuren auf der Spielseite der Saiten verheerende Wirkung auf die Finger hätten. Regelmässiges Saitenwechseln einmal pro Jahr erhält den Sound und der Bass ist immer schön weich zu spielen.

In diesem Sinne viel Spass und bis gleich wieder mal hier auf meinem Blog!

mit einem schönen Gruss aus der Werkstatt in meinem Kontrabass Paradies…..

Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer

© Copyright Text und alle Fotos, Giorgio Pianzola Bern, 2023

Veröffentlicht unter Tips und Tricks, Wissen | Verschlagwortet mit , , | Kommentare deaktiviert für Saitenwechsel jetzt !!!

Alles Gute im neuen Jahr

Liebe Bassisten, endlich wieder Musik. Die schreckliche Pandemie hat sich etwas gelegt, andere Probleme beschäftigen uns, aber eines ist doch ein grosser Aufsteller: es gibt wieder Livemusik, es darf wieder gespielt werden.

Ich geniesse die Abende in den vollen Lokalen und spüre die Begeisterung der Menschen für die Musik. Musik von grosser Vielfalt und Phantasie. Auch Musik aus anderen Kulturen, die alle Menschen verbindet und mehr als alles Andere zur Völkerverständigung beigetragen hat.

Meine Neujahrskarte ziert dieses Jahr ein weiterer Klassiker unter den Kontrabässen, ein Pöllmann Bass, hier ein prächtiges Modell aus dem Jahre 1974 von E.M.Pöllmann. Atemberaubend schönes Holz mit breiten Flammen im Ahorn, eine schön gewölbte Decke in feiner Fichte, die Schnecke von stolzem Schwung, ein Hals von so gekonnter Eleganz, wie es nur Pöllmann zu schnitzen vermochte , mit dünnem Lack in der typischen Textur dieser Meisterfamilie und einem ausgeglichenen, kräftigen Ton. Ein wahres Meisterwerk.

Kontrabass Pöllman 1974 © Foto Giorgio Pianzola, Bern 2022

Mit dieser Augenweide grüsse ich Alle herzlich und wünsche Allen ein gutes neues und gesundes Jahr

Giorgio Pianzola,
Kontrabassbauer,
Bern, Weihnachten 2022

© Copyright Text und Foto, Giorgio Pianzola Bern 2022

Veröffentlicht unter Kontrabässe, Produkte Neuheiten | Verschlagwortet mit , , , | Kommentare deaktiviert für Alles Gute im neuen Jahr

So leicht finden Sie mein Kontrabass Paradies in Bern

Seit 1998 befindet sich der Sitz meines Kontrabass Paradieses an der Friedbühlstrasse 36B in 3008 Bern. Bei der Wahl meines Ateliers achtete ich sehr darauf, dass die Adresse einfach erreichbar sei. Sowohl mit den öffentlichen Verkehrsmittel wie auch mit dem Auto sollte mein Atelier bequem zu finden sein. Mit der Adresse Friedbühlstrasse 36 B ist mir dies gut gelungen und ich kann sogar einen Kundenparkplatz anbieten.

Die Friedbühlstrasse liegt keine 300 Meter von der Autobahnausfahrt „Forsthaus“ weg und trennt den Bremgarten Friedhof vom Areal des Inselspitals. Durch die Nähe des Inselspitals und des Friedhofes mit ihrem regen Personenverkehr sind Parkplätze Mangelware. Mein Atelier befindet sich in dem historischen Gebäude des alten Seruminstitutes. Hier wurden vor ca. 100 Jahren die ersten Impfstoffe hergestellt.

Wenn Sie mit dem Auto kommen und einen Termin abgemacht haben, so fahren sie kurz vor der Liegenschaft in die Einfahrt und biegen hinter das Haus ein. Dort hat es 3 Parkplätze mit meinem Namen angeschrieben. Der mittlere Parkplatz ist der Kundenparkplatz. Gleich gegenüber hat es eine grosse Glastüre mit Rundbogen und rechts davon einen Klingelknopf. Bitte klingeln Sie, ich öffne umgehend.

Achtung ! Bitte benutzen Sie den Parkplatz nur nach Terminabsprache. Das ganze Areal ist Privat und mit einem gerichtlichen Verbot belegt. Jedes unberechtigte Eindringen wird vom Besitzer geahndet !! Das Areal ist Videoüberwacht !

Die städtischen Verkehrsbetriebe Bern haben den öffentlichen Verkehr in den letzten Jahr kontinuierlich ausgebaut und stetig verbessert. Auf dem Bahnhofplatz unter dem Glasbaldachin fährt der Bus Nr 12 von der Kante D in Richtung Holligen Inselspital ab. Es reicht, wenn Sie ein Kurzstrecken Billet lösen. Die Buslinie Nr 12 wurde kürzlich um eine Haltestelle verlängert und eine Haltestelle wurde umgetauft. Die Haltestelle, an der Sie aussteigen sollten, heisst neu „Insel Park“ ( früher „Holligen“ ) und ist die 4te Haltestelle vom Bahnhof aus gerechnet. Bei der Haltestelle „Insel Park“ steigen Sie aus, gehen noch ein paar Meter in Fahrtrichtung weiter und biegen dann rechts in die Friedbühlstrasse ein. Nach etwa 300 Meter sehen Sie auf der linken Strassenseite schon mein Atelier.

Für einen Besuch bitte ich Sie, mich vorher anzurufen. So sind Sie sicher, dass ich voll für Sie da bin und Sie umfassend beraten kann. Sie erreichen mich immer von Dienstag bis Freitag von 14.00 bis 18.00 und am Samstag von 11.00 bis 16.00 unter meiner Direktwahl 031 398 23 80. Willkommen in meinem Kontrabass Paradies !

Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer.

© Copyright Text und alle Fotos, Giorgio Pianzola, Bern 2022

Veröffentlicht unter In eigener Sache, Tips und Tricks, Wissen | Verschlagwortet mit , | Kommentare deaktiviert für So leicht finden Sie mein Kontrabass Paradies in Bern

Meine besten Wünsche zum neuen Jahr 2022 !

Zum neuen Jahr sende ich Euch allen meine besten Wünsche und Grüsse und hoffe ehrlich, dass das neue Jahr ein Ausweg aus dieser schrecklichen Pandemie bringt. Ich glaube, wir haben alle genug von Isolation und Distanz und sehnen uns nach Normalität und zwischenmenschlichem Kontakt. Einfach bloss mal spazieren gehen, etwas unter die Leute kommen, ein gutes Konzert besuchen oder wieder mal ins Kino gehen.

Kontrabass von Alfred Meyer 1952 © Giorgio Pianzola Bern 2021


Meine Neujahrskarte von 2022 ziert ein wunderschöner Kontrabass aus der Meisterwerkstatt von Alfred Meyer, gebaut im Jahr 1952. Die Firma Alfred Meyer wurde 1904 gegründet und hat durch mehrere Generation excellente Kontrabässe gebaut.

Schöne Modelle mit ausgewogenem Klangbild in ausgesuchtem Tonholz verarbeitet und mit aufwendigen Handlackierungen veredelt sind diese Bässe gesuchte Instrumente und für engagierte Musiker noch heute bewährte Begleiter.

Dieser Bass stammt aus erster Hand und wurde sehr gut gepflegt. Ein rares Meisterstück mit einem satten Sound, herrlich zu bespielen.

In diesem Sinne verbleibe ich mit meinen besten Grüssen und Wünschen, bis zum nächsten Mal

Giorgio Pianzola,

© Copyright Text und Foto, Giorgio Pianzola, Bern 2021, 2022

Veröffentlicht unter In eigener Sache, Kontrabässe | Verschlagwortet mit , , | Kommentare deaktiviert für Meine besten Wünsche zum neuen Jahr 2022 !

Monic Mathys, Bassistin bei „Patent Ochsner“

Obwohl ich jeden Kunden, sei es nun ein Profi, ein Amateur oder ein Anfänger, mit der gleichen Aufmerksamkeit bediene, freut es mich immer ganz besonders, wenn so talentierte und schöpferische Musiker mein Atelier besuchen. In diesen Fall ist es die Bassistin der Kultband „Patent Ochsner“, die sich meine schöne Sammlung an Kontrabässen anhören will.

Zu ihrer Beratung hat Sie gleich noch einen weiteren Meisterbassisten mitgebracht, den hochmusikalischen André Pousaz. Wir haben uns den ganzen Nachmittag reserviert, um in Ruhe die verschiedensten Bässe anzuspielen und ich bin bereit, sofort auch etwaige gewünschte Umbauten oder Aenderungen an den Einstellungen vorzunehmen.

Um den richtigen Kontrabass zu finden, ist es von höchster Wichtigkeit, verschiedene Modelle mit der gleichen Besaitung anspielen und vergleichen zu können. Nur im direkten Vergleich kann man die Unterschiede hören und den Charakter jedes Basses genau erkennen. Interessant für Monic und mich war es auch, André die Bässe spielen zu lassen und den Sound aus ein paar Meter Entfernung anzuhören.

Die Unterschiede sind erheblich, doch kaum so klar hörbar, wie wenn man die Bässe selber spielt. Doch nicht nur der Sound ist wichtig. Wir hatten schon im Vorfeld einige Bässe ausschliessen können, da Monic einen eher zierlichen Kontrabass wünschte. Schon von der Physiognomie her sind Bässe mit einer langen schwingenden Saitenlänge für zierliche Hände kaum geeignet und ich hatte für Monic ein paar Kontrabässe mir einer Saitenlänge von maximal 104 cm bereitgemacht.

Der Nachmittag verging wie im Flug und Monic konnte sich nach dieser eindrücklichen Demonstration gut entscheiden. Sie hat grossen Spass an ihrem neuen Kontrabass und ist fleissig am Ueben. Denn schon bald geht es auf Tournee und erst kürzlich wurde bekannt, dass „Patent Ochsner“ als erste Schweizer Band gar mit dem legendären MTV Unplugged Format geadelt wurde. Dieses Konzert soll im Oktober im Bierhübeli aufgenommen und gefilmt werden und reiht „Patent Ochsner“ neben berühmtem Namen wie Bob Dylan, Bruce Springsteen, Nirwana und Udo Lindenberg ein.

Ich freue mich ganz speziell für Monic und hoffe, dass ihr Erfolg auch andere Frauen ermutigt, sich vermehrt einer der schönsten Sachen im Leben zu widmen, der Musik !

Mit herzlichem Dank für Dein Vertrauen in mein kleines Kontrabass Paradies, liebe Monic und besten Dank an André für seine wunderbare und einzigartige Musik, Giorgio

© Copyright Text und Foto, Giorgio Pianzola, Bern 2021

Veröffentlicht unter Bassisten, In eigener Sache | Verschlagwortet mit , | Kommentare deaktiviert für Monic Mathys, Bassistin bei „Patent Ochsner“

Happy Birthday Reggie Johnson

Dear Reggie, happy Birthday! Heute wärst Du also 80 Jahre alt geworden. Leider hast Du uns schon früher in diesem Jahr für immer verlassen. Still bist Du gegangen und die Nachricht darüber schlich sich, bedingt durch die Pandemie, nur zögerlich in die Oeffentlichkeit. Geschockt hat Sie uns alle. Fast 35 Jahre lang war ich Dein Geigenbauer und habe Deine Bässe gerichtet. Wir haben viel gelacht in dieser Zeit, Du warst immer für einen Spass zu haben. Ich kann mich an unzählige Nachmittage in meiner alten Werkstatt erinnern, im Kreis von Musikern, die im Jaylins Club spielten und mit Dir auf ein Glas zu Besuch kamen. Inmitten all der Kontrabässe, mit den Holzstapeln an den Wänden, der Boden übersät mit Hobelspänen, sassen wir um den alten, bullernden Holzofen und tauschten Geschichten mit diesen Musikern aus aller Welt.

1989 nahmst Du mich mit auf Tournee mit der Mingus Dynastie, wo Du den Part von Charlie Mingus übernahmst. Du zeigtest mir New York, den Big Apple und ich fand mich als junger Mensch auf einmal inmitten all dieser Jazzgrössen, den Musikern, die ich seit langem bewunderte. Wir besuchten Sun Ra in seinem Probelokal und lauschten seinem Sonnenwind, wir trafen Milt Hinton und assen mit Major Holley zu Abend. Bei allen Konzerten der Mingus Dynastie war ich Backstage und genoss auch die Fahrt mit den Musikern im Bandbus.

Zurück in der Schweiz haben wir viel experimentiert und als Amerikaner warst Du von einer natürlichen Offenheit für alles Neue. Wir haben jeden Saitensatz ausprobiert und jeden Tonabnehmer getestet. Wir haben unzählige Bässe komplett umgebaut und ich habe viel von Dir gelernt über Sound und Attack, über Sustain und Delay. Du warst mein Testpilot über Anatole. Es war immer ein Vergnügen, mit Dir zu arbeiten, Danke.

Mit zunehmendem Alter wurden wir beide ruhiger, das Reisen mit dem grossen Kontrabass bereitete Dir zunehmend Mühe. Auch ich musste krankheitsbedingt lange pausieren und unsere Treffen wurde leider seltener.
In meiner Erinnerung bist Du aber immer noch da, wie wenn Du eben zur Türe raus gegangen wärst. Dein Humor, Dein Lachen, Dein excellentes Bass Spiel, all das ist noch hier. Good by my friend, Thanks, and keep swinging.

Bern, den 13. Dezember 2020

Giorgio “Doc Pizza” Pianzola

© Copyright Fotos und Text Giorgio Pianzola; Bern 2020

Veröffentlicht unter Bassisten, In eigener Sache | Verschlagwortet mit , | Kommentare deaktiviert für Happy Birthday Reggie Johnson

Wie findet man den richtigen Bogen !?!?

Die Suche nach dem richtigen Bogen kann ein Leben dauern. Und je länger man spielt, desto anspruchsvoller man wird. Ein Glücklicher, wer von sich sagen kann, seinen Traumbogen gefunden zu haben und sich keinen Besseren mehr zu wünschen. Denn es ist nicht nur die Suche nach dem richtigen Bogen, sondern auch die Entscheidung, welcher Bogen der Richtige ist, die so schwer fällt.

In den 36 Jahren, in denen ich nun schon in meinem Kontrabass Paradies Beratungen mache und Bögen verkaufe, habe ich ein ausgeklügeltes System entwickelt, das dem Bassisten ein einfaches Mittel in die Hand gibt, seinen richtigen Bogen zu finden, beziehungsweise, ihn zu erspielen. Wichtig dabei ist ja das Bauchgefühl und somit auch der Verzicht auf hirnlastige Infos wie Preis oder Namen. Dafür ist am Schluss nach einem gefühlsmässigen Ausschlussverfahren noch genug Zeit.

Der Profibassist Nicola Sabato war von diesem einfachen System so angetan, dass er sich selber mit seinem eigenen Schal symbolisch die Augen zuband um die letzten drei verbliebenen Bögen völlig neutral und vorbehaltlos anzuspielen und seinen richtigen Bogen per Gefühl zu ermitteln, was ihm auch problemlos gelang. Wir hatten mächtig Spass und hatten während dem Ausprobieren immer wieder Gelegenheit, die verschiedenen Stimmen jedes Bogens zu vergleichen und zu kommentieren. Doch nicht nur der Sound des Bogens ist entscheidend für den Bassisten. Die Balance und das Gewicht, die Form des Frosches und die Biegung der Stange, sein Springverhalten und seine Ansprache wiegen genau so viel bei der Entscheidung: Ist das der richtige Bogen !?!?

Bei der riesigen Auswahl an Bögen in deutscher und französischer Bauweise, in Neusilber, Silber und Gold montiert, die ich in meinem Paradies anbiete, findet sich für jeden Geschmack ein Bogen, der passt. Wichtig ist, dass man einen Termin vereinbart und sich genügend Zeit nimmt, alle in Frage kommenden Bögen in Ruhe anzuspielen und zu vergleichen. Nur so wird man fündig….

In diesem Sinne, viel Spass und bis gleich wieder mal hier auf meinem Blog…

Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer

© Copyright, Text & alle Fotos, Giorgio Pianzola, Bern 2020

Veröffentlicht unter Bassisten, In eigener Sache, Tips und Tricks | Verschlagwortet mit , | Kommentare deaktiviert für Wie findet man den richtigen Bogen !?!?

Kontrabass und Weltklima

Ein Thema beschäftigt uns zur Zeit in irgendeiner Weise sicher alle: Das sich stark verändernde Weltklima. Sehen Einige darin bloss eine Laune der Natur, so fürchten Andere den Einfluss der Menschheit und ihren masslosen Lebensstil als Auslöser für die Erderwärmung. Eine mutige junge Frau nimmt kein Blatt vor den Mund und warnt eindringlich vor den Folgen der starken Eingriffe in die Natur. Greta ist heutzutage Jedermann ein Begriff.

Was irgendein Spassvogel ihr hier auf den Karton geschrieben hat, stammt so sicher nicht aus ihrem Mund, ist aber vermutlich in Ihrem Sinne. Die Abholzung der Wälder hat unglaubliche Dimensionen angenommen. In den letzten hundert Jahren wurden weltweit 50% der Wälder abgeholzt. Davon wurde eine verschwindend kleine Menge für den Bau von Kontrabässen verwendet. Leider wurde der grösste Teil der Wälder zur Gewinnung von Ackerland oder der Ausbeutung von Rohstoffen abgeholzt. Dabei hat man nicht nur wertvollen Lebensraum für unzählige Lebewesen zerstört, sondern auch riesige Speicher von CO2 vernichtet. Zudem wurde mit dem Wald auch der grösste Produzent von Sauerstoff zerstört.

Es ist Zeit, innezuhalten und diesem Wahnsinn die Stirn zu bieten. Jeder kann mit seinem Beitrag mehr erreichen als er glaubt. Nur wenn ein globales Umdenken stattfindet, kann dieser Prozess der Zerstörung unserer Welt aufgehalten werden.

In diese Sinne verbleibe ich dieses Mal etwas nachdenklich

Bis gleich wieder mal hier auf meinem Blog

Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer

© Copyright Text G. Pianzola, Foto, Fund auf dem Internet, mit meinem Ausdruck von Bewunderung für ihren Mut und ihre Taten an Greta

Veröffentlicht unter In eigener Sache, Veranstaltung, Wissen | Verschlagwortet mit , , | Kommentare deaktiviert für Kontrabass und Weltklima