Saitenwechsel jetzt !!!

Neue Besen kehren gut ! Diese alte Volksweisheit trifft auch auf Saiten zu. Kaum einfacher als mit einem Saitenwechsel lässt sich der Sound und die Bespielbarkeit eines Kontrabasses nicht verbessern als mit dieser einfachen Aktion.
Denn der stete Saitenzug plus Schmutz und Fett setzen der Saite stark zu und zerstören alle Brillianz, bis nur ein stumpfer Sound übrigbleibt, der jeden noch so schönen Kontrabass wie eine Kartonschachtel tönen lässt.
Umso erstaunter ist man, wenn die neuen Saiten aufgezogen sind und derselbe Bass schlagartig wieder crispe Höhen, knurrige Mitten und fundamentale Bässe liefert. Leider nimmt dieser satte Sound vom ersten Tag an schleichend ab, bis er nach etwa einem Jahr wieder an die besagte Kartonschachtel erinnert.

Um diese Qualität so lange wie nur möglich zu erhalten, ist höchste Sauberkeit oberstes Gebot. Denn der Dreck lagert sich schnell ab.
Auf dem ersten Bild sieht man das Griffbrett in der halben Lage mit den typischen bogenförmigen Schmutzspuren, die dort entstehen, wo die Finger nicht mehr auf die Saiten drücken. Dieser Belag kann im Extremfall bis zu Millimeter Stärke anwachsen.

Auf dem zweiten Bild sieht man einen Pilz, der zwischen den Wicklungen herauswächst. Dieser Pilz ist ein Zeichen mangelnder Hygiene und ist gesundheitsschädlich. Diese Saiten wurden schon lange nicht mehr abgewischt. Der gesammte Bass war schmutzstarrend und es hätte mich zutiefst angewidert, dieses Instrument zu spielen.


Doch nicht nur Schmutz beeinträchtigen den Klang der Saiten. Auch der gefürchtete Saitenknick auf dem Steg hat einen dämpfenden Einfluss. Da der Steg sehr exponiert ist, kommt es immer wieder zu Zusammenstössen mit Hindernissen und nicht selten werden die Saiten dabei völlig gequetscht.

Um einen guten Sound und eine leichte Bespielbarkeit zu erhalten ist Folgendes zu beachten:
Nach jedem Spiel müssen die Saiten und das Griffbrett wie auch die Rückseite des Halses abgewischt werden. Am Besten verwendet man einen Bogen Küchenpapier. Es ist stark saugend und man kann es mit einem Saitereiniger ( z.B. von Petz, auf meiner Website ) tränken. Man legt das feuchte Tuch um jede Saite und führt es zuerst über die Griffbrettlänge. Die Saite und das Griffbrett müssen gründlich gereinigt werden.
Erst am Schluss reinigt man die Saiten zwischen Griffbrett und Steg, da dort vielfach Kolofon abgelagert ist, dessen Spuren auf der Spielseite der Saiten verheerende Wirkung auf die Finger hätten. Regelmässiges Saitenwechseln einmal pro Jahr erhält den Sound und der Bass ist immer schön weich zu spielen.

In diesem Sinne viel Spass und bis gleich wieder mal hier auf meinem Blog!

mit einem schönen Gruss aus der Werkstatt in meinem Kontrabass Paradies…..

Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer

© Copyright Text und alle Fotos, Giorgio Pianzola Bern, 2023

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Alles Gute im neuen Jahr

Liebe Bassisten, endlich wieder Musik. Die schreckliche Pandemie hat sich etwas gelegt, andere Probleme beschäftigen uns, aber eines ist doch ein grosser Aufsteller: es gibt wieder Livemusik, es darf wieder gespielt werden.

Ich geniesse die Abende in den vollen Lokalen und spüre die Begeisterung der Menschen für die Musik. Musik von grosser Vielfalt und Phantasie. Auch Musik aus anderen Kulturen, die alle Menschen verbindet und mehr als alles Andere zur Völkerverständigung beigetragen hat.

Meine Neujahrskarte ziert dieses Jahr ein weiterer Klassiker unter den Kontrabässen, ein Pöllmann Bass, hier ein prächtiges Modell aus dem Jahre 1974 von E.M.Pöllmann. Atemberaubend schönes Holz mit breiten Flammen im Ahorn, eine schön gewölbte Decke in feiner Fichte, die Schnecke von stolzem Schwung, ein Hals von so gekonnter Eleganz, wie es nur Pöllmann zu schnitzen vermochte , mit dünnem Lack in der typischen Textur dieser Meisterfamilie und einem ausgeglichenen, kräftigen Ton. Ein wahres Meisterwerk.

Kontrabass Pöllman 1974 © Foto Giorgio Pianzola, Bern 2022

Mit dieser Augenweide grüsse ich Alle herzlich und wünsche Allen ein gutes neues und gesundes Jahr

Giorgio Pianzola,
Kontrabassbauer,
Bern, Weihnachten 2022

© Copyright Text und Foto, Giorgio Pianzola Bern 2022

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So leicht finden Sie mein Kontrabass Paradies in Bern

Seit 1998 befindet sich der Sitz meines Kontrabass Paradieses an der Friedbühlstrasse 36B in 3008 Bern. Bei der Wahl meines Ateliers achtete ich sehr darauf, dass die Adresse einfach erreichbar sei. Sowohl mit den öffentlichen Verkehrsmittel wie auch mit dem Auto sollte mein Atelier bequem zu finden sein. Mit der Adresse Friedbühlstrasse 36 B ist mir dies gut gelungen und ich kann sogar einen Kundenparkplatz anbieten.

Die Friedbühlstrasse liegt keine 300 Meter von der Autobahnausfahrt „Forsthaus“ weg und trennt den Bremgarten Friedhof vom Areal des Inselspitals. Durch die Nähe des Inselspitals und des Friedhofes mit ihrem regen Personenverkehr sind Parkplätze Mangelware. Mein Atelier befindet sich in dem historischen Gebäude des alten Seruminstitutes. Hier wurden vor ca. 100 Jahren die ersten Impfstoffe hergestellt.

Wenn Sie mit dem Auto kommen und einen Termin abgemacht haben, so fahren sie kurz vor der Liegenschaft in die Einfahrt und biegen hinter das Haus ein. Dort hat es 3 Parkplätze mit meinem Namen angeschrieben. Der mittlere Parkplatz ist der Kundenparkplatz. Gleich gegenüber hat es eine grosse Glastüre mit Rundbogen und rechts davon einen Klingelknopf. Bitte klingeln Sie, ich öffne umgehend.

Achtung ! Bitte benutzen Sie den Parkplatz nur nach Terminabsprache. Das ganze Areal ist Privat und mit einem gerichtlichen Verbot belegt. Jedes unberechtigte Eindringen wird vom Besitzer geahndet !! Das Areal ist Videoüberwacht !

Die städtischen Verkehrsbetriebe Bern haben den öffentlichen Verkehr in den letzten Jahr kontinuierlich ausgebaut und stetig verbessert. Auf dem Bahnhofplatz unter dem Glasbaldachin fährt der Bus Nr 12 von der Kante D in Richtung Holligen Inselspital ab. Es reicht, wenn Sie ein Kurzstrecken Billet lösen. Die Buslinie Nr 12 wurde kürzlich um eine Haltestelle verlängert und eine Haltestelle wurde umgetauft. Die Haltestelle, an der Sie aussteigen sollten, heisst neu „Anna Seiler Haus“ ( früher „Holligen“ ) und ist die 4te Haltestelle vom Bahnhof aus gerechnet. Bei der Haltestelle „Anna Seiler Haus“ steigen Sie aus, gehen noch ein paar Meter in Fahrtrichtung weiter und biegen dann rechts in die Friedbühlstrasse ein. Nach etwa 300 Meter sehen Sie auf der linken Strassenseite schon mein Atelier.

Für einen Besuch bitte ich Sie, mich vorher anzurufen. So sind Sie sicher, dass ich voll für Sie da bin und Sie umfassend beraten kann. Sie erreichen mich immer von Dienstag bis Freitag von 14.00 bis 18.00 und am Samstag von 11.00 bis 16.00 unter meiner Direktwahl 031 398 23 80. Willkommen in meinem Kontrabass Paradies !

Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer.

© Copyright Text und alle Fotos, Giorgio Pianzola, Bern 2022

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Meine besten Wünsche zum neuen Jahr 2022 !

Zum neuen Jahr sende ich Euch allen meine besten Wünsche und Grüsse und hoffe ehrlich, dass das neue Jahr ein Ausweg aus dieser schrecklichen Pandemie bringt. Ich glaube, wir haben alle genug von Isolation und Distanz und sehnen uns nach Normalität und zwischenmenschlichem Kontakt. Einfach bloss mal spazieren gehen, etwas unter die Leute kommen, ein gutes Konzert besuchen oder wieder mal ins Kino gehen.

Kontrabass von Alfred Meyer 1952 © Giorgio Pianzola Bern 2021


Meine Neujahrskarte von 2022 ziert ein wunderschöner Kontrabass aus der Meisterwerkstatt von Alfred Meyer, gebaut im Jahr 1952. Die Firma Alfred Meyer wurde 1904 gegründet und hat durch mehrere Generation excellente Kontrabässe gebaut.

Schöne Modelle mit ausgewogenem Klangbild in ausgesuchtem Tonholz verarbeitet und mit aufwendigen Handlackierungen veredelt sind diese Bässe gesuchte Instrumente und für engagierte Musiker noch heute bewährte Begleiter.

Dieser Bass stammt aus erster Hand und wurde sehr gut gepflegt. Ein rares Meisterstück mit einem satten Sound, herrlich zu bespielen.

In diesem Sinne verbleibe ich mit meinen besten Grüssen und Wünschen, bis zum nächsten Mal

Giorgio Pianzola,

© Copyright Text und Foto, Giorgio Pianzola, Bern 2021, 2022

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Monic Mathys, Bassistin bei „Patent Ochsner“

Obwohl ich jeden Kunden, sei es nun ein Profi, ein Amateur oder ein Anfänger, mit der gleichen Aufmerksamkeit bediene, freut es mich immer ganz besonders, wenn so talentierte und schöpferische Musiker mein Atelier besuchen. In diesen Fall ist es die Bassistin der Kultband „Patent Ochsner“, die sich meine schöne Sammlung an Kontrabässen anhören will.

Zu ihrer Beratung hat Sie gleich noch einen weiteren Meisterbassisten mitgebracht, den hochmusikalischen André Pousaz. Wir haben uns den ganzen Nachmittag reserviert, um in Ruhe die verschiedensten Bässe anzuspielen und ich bin bereit, sofort auch etwaige gewünschte Umbauten oder Aenderungen an den Einstellungen vorzunehmen.

Um den richtigen Kontrabass zu finden, ist es von höchster Wichtigkeit, verschiedene Modelle mit der gleichen Besaitung anspielen und vergleichen zu können. Nur im direkten Vergleich kann man die Unterschiede hören und den Charakter jedes Basses genau erkennen. Interessant für Monic und mich war es auch, André die Bässe spielen zu lassen und den Sound aus ein paar Meter Entfernung anzuhören.

Die Unterschiede sind erheblich, doch kaum so klar hörbar, wie wenn man die Bässe selber spielt. Doch nicht nur der Sound ist wichtig. Wir hatten schon im Vorfeld einige Bässe ausschliessen können, da Monic einen eher zierlichen Kontrabass wünschte. Schon von der Physiognomie her sind Bässe mit einer langen schwingenden Saitenlänge für zierliche Hände kaum geeignet und ich hatte für Monic ein paar Kontrabässe mir einer Saitenlänge von maximal 104 cm bereitgemacht.

Der Nachmittag verging wie im Flug und Monic konnte sich nach dieser eindrücklichen Demonstration gut entscheiden. Sie hat grossen Spass an ihrem neuen Kontrabass und ist fleissig am Ueben. Denn schon bald geht es auf Tournee und erst kürzlich wurde bekannt, dass „Patent Ochsner“ als erste Schweizer Band gar mit dem legendären MTV Unplugged Format geadelt wurde. Dieses Konzert soll im Oktober im Bierhübeli aufgenommen und gefilmt werden und reiht „Patent Ochsner“ neben berühmtem Namen wie Bob Dylan, Bruce Springsteen, Nirwana und Udo Lindenberg ein.

Ich freue mich ganz speziell für Monic und hoffe, dass ihr Erfolg auch andere Frauen ermutigt, sich vermehrt einer der schönsten Sachen im Leben zu widmen, der Musik !

Mit herzlichem Dank für Dein Vertrauen in mein kleines Kontrabass Paradies, liebe Monic und besten Dank an André für seine wunderbare und einzigartige Musik, Giorgio

© Copyright Text und Foto, Giorgio Pianzola, Bern 2021

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Happy Birthday Reggie Johnson

Dear Reggie, happy Birthday! Heute wärst Du also 80 Jahre alt geworden. Leider hast Du uns schon früher in diesem Jahr für immer verlassen. Still bist Du gegangen und die Nachricht darüber schlich sich, bedingt durch die Pandemie, nur zögerlich in die Oeffentlichkeit. Geschockt hat Sie uns alle. Fast 35 Jahre lang war ich Dein Geigenbauer und habe Deine Bässe gerichtet. Wir haben viel gelacht in dieser Zeit, Du warst immer für einen Spass zu haben. Ich kann mich an unzählige Nachmittage in meiner alten Werkstatt erinnern, im Kreis von Musikern, die im Jaylins Club spielten und mit Dir auf ein Glas zu Besuch kamen. Inmitten all der Kontrabässe, mit den Holzstapeln an den Wänden, der Boden übersät mit Hobelspänen, sassen wir um den alten, bullernden Holzofen und tauschten Geschichten mit diesen Musikern aus aller Welt.

1989 nahmst Du mich mit auf Tournee mit der Mingus Dynastie, wo Du den Part von Charlie Mingus übernahmst. Du zeigtest mir New York, den Big Apple und ich fand mich als junger Mensch auf einmal inmitten all dieser Jazzgrössen, den Musikern, die ich seit langem bewunderte. Wir besuchten Sun Ra in seinem Probelokal und lauschten seinem Sonnenwind, wir trafen Milt Hinton und assen mit Major Holley zu Abend. Bei allen Konzerten der Mingus Dynastie war ich Backstage und genoss auch die Fahrt mit den Musikern im Bandbus.

Zurück in der Schweiz haben wir viel experimentiert und als Amerikaner warst Du von einer natürlichen Offenheit für alles Neue. Wir haben jeden Saitensatz ausprobiert und jeden Tonabnehmer getestet. Wir haben unzählige Bässe komplett umgebaut und ich habe viel von Dir gelernt über Sound und Attack, über Sustain und Delay. Du warst mein Testpilot über Anatole. Es war immer ein Vergnügen, mit Dir zu arbeiten, Danke.

Mit zunehmendem Alter wurden wir beide ruhiger, das Reisen mit dem grossen Kontrabass bereitete Dir zunehmend Mühe. Auch ich musste krankheitsbedingt lange pausieren und unsere Treffen wurde leider seltener.
In meiner Erinnerung bist Du aber immer noch da, wie wenn Du eben zur Türe raus gegangen wärst. Dein Humor, Dein Lachen, Dein excellentes Bass Spiel, all das ist noch hier. Good by my friend, Thanks, and keep swinging.

Bern, den 13. Dezember 2020

Giorgio “Doc Pizza” Pianzola

© Copyright Fotos und Text Giorgio Pianzola; Bern 2020

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Wie findet man den richtigen Bogen !?!?

Die Suche nach dem richtigen Bogen kann ein Leben dauern. Und je länger man spielt, desto anspruchsvoller man wird. Ein Glücklicher, wer von sich sagen kann, seinen Traumbogen gefunden zu haben und sich keinen Besseren mehr zu wünschen. Denn es ist nicht nur die Suche nach dem richtigen Bogen, sondern auch die Entscheidung, welcher Bogen der Richtige ist, die so schwer fällt.

In den 36 Jahren, in denen ich nun schon in meinem Kontrabass Paradies Beratungen mache und Bögen verkaufe, habe ich ein ausgeklügeltes System entwickelt, das dem Bassisten ein einfaches Mittel in die Hand gibt, seinen richtigen Bogen zu finden, beziehungsweise, ihn zu erspielen. Wichtig dabei ist ja das Bauchgefühl und somit auch der Verzicht auf hirnlastige Infos wie Preis oder Namen. Dafür ist am Schluss nach einem gefühlsmässigen Ausschlussverfahren noch genug Zeit.

Der Profibassist Nicola Sabato war von diesem einfachen System so angetan, dass er sich selber mit seinem eigenen Schal symbolisch die Augen zuband um die letzten drei verbliebenen Bögen völlig neutral und vorbehaltlos anzuspielen und seinen richtigen Bogen per Gefühl zu ermitteln, was ihm auch problemlos gelang. Wir hatten mächtig Spass und hatten während dem Ausprobieren immer wieder Gelegenheit, die verschiedenen Stimmen jedes Bogens zu vergleichen und zu kommentieren. Doch nicht nur der Sound des Bogens ist entscheidend für den Bassisten. Die Balance und das Gewicht, die Form des Frosches und die Biegung der Stange, sein Springverhalten und seine Ansprache wiegen genau so viel bei der Entscheidung: Ist das der richtige Bogen !?!?

Bei der riesigen Auswahl an Bögen in deutscher und französischer Bauweise, in Neusilber, Silber und Gold montiert, die ich in meinem Paradies anbiete, findet sich für jeden Geschmack ein Bogen, der passt. Wichtig ist, dass man einen Termin vereinbart und sich genügend Zeit nimmt, alle in Frage kommenden Bögen in Ruhe anzuspielen und zu vergleichen. Nur so wird man fündig….

In diesem Sinne, viel Spass und bis gleich wieder mal hier auf meinem Blog…

Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer

© Copyright, Text & alle Fotos, Giorgio Pianzola, Bern 2020

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Kontrabass und Weltklima

Ein Thema beschäftigt uns zur Zeit in irgendeiner Weise sicher alle: Das sich stark verändernde Weltklima. Sehen Einige darin bloss eine Laune der Natur, so fürchten Andere den Einfluss der Menschheit und ihren masslosen Lebensstil als Auslöser für die Erderwärmung. Eine mutige junge Frau nimmt kein Blatt vor den Mund und warnt eindringlich vor den Folgen der starken Eingriffe in die Natur. Greta ist heutzutage Jedermann ein Begriff.

Was irgendein Spassvogel ihr hier auf den Karton geschrieben hat, stammt so sicher nicht aus ihrem Mund, ist aber vermutlich in Ihrem Sinne. Die Abholzung der Wälder hat unglaubliche Dimensionen angenommen. In den letzten hundert Jahren wurden weltweit 50% der Wälder abgeholzt. Davon wurde eine verschwindend kleine Menge für den Bau von Kontrabässen verwendet. Leider wurde der grösste Teil der Wälder zur Gewinnung von Ackerland oder der Ausbeutung von Rohstoffen abgeholzt. Dabei hat man nicht nur wertvollen Lebensraum für unzählige Lebewesen zerstört, sondern auch riesige Speicher von CO2 vernichtet. Zudem wurde mit dem Wald auch der grösste Produzent von Sauerstoff zerstört.

Es ist Zeit, innezuhalten und diesem Wahnsinn die Stirn zu bieten. Jeder kann mit seinem Beitrag mehr erreichen als er glaubt. Nur wenn ein globales Umdenken stattfindet, kann dieser Prozess der Zerstörung unserer Welt aufgehalten werden.

In diese Sinne verbleibe ich dieses Mal etwas nachdenklich

Bis gleich wieder mal hier auf meinem Blog

Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer

© Copyright Text G. Pianzola, Foto, Fund auf dem Internet, mit meinem Ausdruck von Bewunderung für ihren Mut und ihre Taten an Greta

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Lebenszeichen & Glückwünsche

Seit einiger Zeit liegt mein Blog nun brach und auch auf meiner Homepage war es lange ruhig. Eine Zeitlang blieb gar das Geschäft geschlossen und einige Kunden standen ratlos vor der versperrten Türe. Doch ich kann Euch beruhigen: Die Gerüchte über mein Ableben sind stark übertrieben. Ein plötzlicher Aorta-Abriss zwang mich zwar zu einer Notoperation und einem längeren Spitalaufenthalt. Doch Dank grandioser Chirurgie und ausgezeichneter Pflege fühle ich mich heute weitaus besser und will aufs neue Jahr wieder in meiner geliebten Werkstatt stehen.

Mein herzlicher Dank geht an die Aerzte und an alle Pflegenden. Es war ein einzigartiges Erlebnis und hat mir gezeigt, wie wertvoll das Leben ist. Mein Dank auch an meine Familie und meine Freunde, die mir in diesen harten Stunden zur Seite gestanden sind. Mein Dank auch an meine Kunden, die mir mit viel Verständnis und guten Wünschen entgegen gekommen sind. Mein Dank auch an diese wunderschöne Welt voller Geheimnisse und Wunder. Wie dieser wunderschöne Kontrabass…

Gebaut vor circa 160 Jahren im Tirol, hat er Einiges erlebt und durchlitten. Er befindet sich aber trotz seines Alters und Dank guter Pflege in einem ausgezeichneten Zustande und verzaubert mit seine mächtigen Stimme noch immer seine Zuhörer. André Pousaz hat den Bass mit der ihm eigenen, unvergleichlichen Art angespielt und entlockt ihm diese atemberaubende Musik, von der ich einfach nicht genug kriegen kann. Während den langen Stunden auf der Intensiv Station, hab ich immer und immer wieder diese Musik gehört und Mut und Kraft daraus geschöpft.

Doch hört selber…..

Und hier noch ein wunderschönes Foto dieses Meisterwerkes

Ich verbleibe mit meinen besten Wünschen für ein gesundes, erfolgreiches und lustiges neues Jahr und freue mich, Euch alle wieder mal hier, in meinem Kontrabass Paradies begrüssen zu dürfen.

mit herzlichen Grüssen aus der Werkstatt, Euer

Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer

© Copyright Text, Foto und Video, Giorgio Pianzola, Bern 2019

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Der Kontrabass und seine Nachhaltigkeit

In letzter Zeit scheint sich in der Menschheit endlich eine Bewusstheit über die unendliche Flut von Abfall zu bilden, die wir permanent produzieren und die unser Raumschiff „Erde“, ein in sich geschlossenes, sehr komplexes und fragiles System, Tag täglich aufzunehmen und zu verdauen hat. Diese, mit zunehmender Bevölkerungszahl stetig steigende Menge an manchmal völlig sinnlosem Gekröse aus nahezu unzerstörbaren Stoffen, die zudem noch grösstenteils bloss der Verpackung von anderen Gegenständen dienen und kurz darauf einfach „entsorgt“ werden, bereiten unserer Erde immer mehr Sorgen.

Angeregt durch die aufkeimende Diskussion um diese beängstigende Flut aus „Kunststoffen“ stellt sich die Frage nach dem eigenen Grad der Verschmutzung, nach der eigenen Lupenreinheit, nach den eigenen Sünden in diesem gedankenlosen Konsum von biologisch unverdaubaren Stoffen. Wie sieht es in meinem Geschäft aus? Wieviel Abfall produziert meine Werkstatt und wie sieht es mit der Umweltverträglichkeit des Kontrabasses im Allgemeinen aus ?

Sicher ist, der Kontrabass ist ein langlebiger Bursche. Ein Alter von 100, ja gar 200 Jahren ist keine Seltenheit. Zudem ist Holz ein Naturstoff und zu 100% biologisch abbaubar. Die drei meistverwendeten Hölzer, die Fichte ( picea abies ) für die Decke und die Innenklötze, der Ahorn ( acer pseudoplatanus ) für den Hals, den Rücken, die Zargen und den Steg, und das harte Ebenholz ( diospyros crassiflora ) für das Griffbrett und die Sättel, manchmal auch für die Wirbel oder den Saitenhalter, sind alle nicht auf der Liste der bedrohten Arten ( Cites Liste Stand 3/2019 ) und wachsen nachweislich innert der durchschnittlichen Lebensdauer eines Kontrabasses mehrmals nach. Der verwendete Leim auf Glutin Basis ist ebenfalls zu 100% natürlich.

Auch der Bogen besteht aus einem problemlosen, allerdings geschützten Holz: dem Fernambuk ( caesalpinia echinata ). Der Handel mit diesem Holz steht unter bestimmten Auflagen, das Reisen mit einem fertigen Bogen ist allerdings frei. Sowohl die Stange aus Fernambuk, wie auch der Frosch des Bogens aus Ebenholz sind zu 100% biologisch abbaubar. Die Kleinteile aus Metall landen in der Wertstoffsammlung. Auch die Augen und der Schieber aus Perlmutt sind unbedenklich. Sie bestehen aus natürlichen Kalkverbindungen.

Der Lack kann da schon mehr Aerger bereiten. Allerdings nicht, wenn der Kontrabass mit einer fachgerechten Handlackierung verschönert ist. Die verwendeten natürlichen Harze sind erhärtete Ausflüsse aus Pflanzen und beinhalten in dieser Konzentration keine bedenklichen Stoffe. Das Lösungsmittel ist Alkohol und der ist in jedem Aggregatzustand umweltverträglich. Leider werden immer mehr Kontrabässe mit 2 Komponenten Lacken oder Nitrocellulose Lackierungen versprayt und diese, auch in der Möbelindustrie verwendeten Stoffe, sind biologisch nicht abbaubar und sollten deswegen nur einer geordneten Entsorgung übergeben werden.

Die Saiten eines Kontrabasses bestehen zum grössten Teil aus Chromstahl oder ähnlichen Metallen, sind gesuchte Rohstoffe und können problemlos eingeschmolzen werden. Die verschiedenen Kunststoff Variationen im Saitenbau sind allerdings eher eine Belastung und sie sollten in jedem Fall der Verbrennung zugeführt werden, da diese, in unseren Breitengraden hochentwickelte Entsorgungsform, diese Stoffe mit der geringsten Belastung zu vernichten vermag. Darm Saiten sind eh kein Problem und zu 100 % biologisch abbaubar.

Die Stimm-Mechaniken, meist aus Messing mit einer Stahlspindel, stellen kein Problem bei der Entsorgung dar. Das Metall sollte aber unbedingt der Metallsammlung zugeführt werden. Die geringen Spuren einer künstlichen Oberflächenbehandlung liegen im Mikrometer Bereich und vaporisieren beim Einschmelzen komplett. Auch der Stachel ist meistens aus Metall und sollte mit Spitze und Schraube recyclet werden. Die Korklagerung des Stachelstabes ist bedenkenlos. Die Birne des Stachels, meist aus Ebenholz, stellt auch keine Probleme dar. Der Gummizapfen, meist aus hochwertigem Kautschuk, seltener aus Kunstoff, hinterlässt in der Verbrennung am wenigsten Rückstände.

Die in den letzten Jahren sehr beliebt gewordenen Kevlar Hängelsaiten sind chemisch der Gruppe der Aramide zuzuordnen und widersetzen sich selbst in der Verbrennung hartnäckig der Zerstörung. Kevlar brennt nicht, sondern verkohlt erst ab 400 Grad Celsius. Die Stoffe, aus denen die Kontrabass Hüllen genäht werden, sind grösstenteils den Gruppen der Polyamide zuzuordnen. Bezeichnungen wie Cordura, Nylon, Dederon ( die DDR Version ) fassen meistens bloss Variationen der Hersteller zusammen. Auch diese Stoffe wie auch die Schaumpolsterungen gehören am besten in die Verbrennung und keinesfalls in die Natur.

FAZIT:
Der Kontrabass ist ein umweltfreundlicher Geselle, vorallem wenn er nach alter Väter Sitte gebaut ist und wie sein Bogen zu 100% aus Naturstoffen besteht. Seine hohe Lebenserwartung und seine geniale, analoge Konstruktion lassen ihn in Bezug auf die Nachhaltigkeit nahezu perfekt erscheinen. Zudem für einen wunderschönen Verwendungszweck, die Musik, gebaut, erhält er bei guter Pflege sogar seinen Wert und tönt mit zunehmendem Alter immer besser.

In diesem Sinne wünsche ich Allen viel Spass mit unserem gemeinsamen Freund, dem Kontrabass und bis gleich wieder mal hier, auf meinem Kontrabassblog.

Giorgio Pianzola, Kontrabassbauer

© Copyright Text Giorgio Pianzola, Bern 2019

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